
Aktuell bringen 39 Prozent der mittelständischen Unternehmen Innovationen hervor, wovon nur etwa 20 Prozent eigene Forschung und Entwicklung (FuE) betreiben. Zu diesem Ergebnis kommt eine
Untersuchung der KfW Research. Vor allem FuE-treibende Unternehmen verfolgen auf Wachstum und Innovationen abzielende Strategien und sind international aktiv. Innovatoren ohne FuE sind insgesamt weniger stark auf einzelne Segmente des Mittelstands konzentriert. Besonders häufig sind sie deutschlandweit agierende Unternehmen und im Dienstleistungssektor tätig. Die Unterscheidung zwischen beiden Gruppen ist wichtig, da sie unterschiedliche Aufgaben im
Innovationsökosystem übernehmen und abweichende Förderbedarfe haben.
Bei den Innovatoren mit eigener FuE handelt es sich um international tätige, junge Unternehmen, die im FuE-intensiven verarbeitenden Gewerbe angesiedelt sind und
Hochschulabsolventen beschäftigen. Sie bilden gewissermaßen die
Speerspitze der Innovatoren im Mittelstand und bringen nahezu kontinuierlich Innovationen mit oftmals einem hohen Neuigkeitsgrad hervor. Aufgrund des hohen Neuigkeitsgrads der Innovationen dieser Unternehmen ist zu erwarten, dass von ihnen die größten
Ausstrahlungseffekte ("Spillover-Effekte") auf andere Unternehmen ausgehen.
Innovatoren ohne FuE bilden dagegen mit 80 Prozent die Masse der innovativen Mittelständler. Sie sind insgesamt deutlich weniger stark auf einzelne Segmente des Mittelstands konzentriert. Besonders häufig sind sie im
Dienstleistungssektor, in regional und deutschlandweit aktiven Unternehmen sowie in Unternehmen anzutreffen, die sich ebenfalls durch auf Innovationen basierende Wettbewerbsstrategien von ihren Wettbewerbern absetzen. Sie bringen zumeist inkrementelle Innovationen hervor oder übernehmen die Innovationen anderer Unternehmen. Auf diese Weise tragen sie zur Diffusion von Neuerungen in die Breite der Wirtschaft bei.
Auch diese Unternehmen sind
erfolgreiche Innovatoren, die etwa hinsichtlich des Unternehmenswachstums oftmals nicht hinter FuE-treibende Unternehmen zurückfallen, und auf die ein beachtlicher Anteil der Innovationserfolge im Mittelstand entfällt. In den zurückliegenden anderthalb Jahrzehnten haben jedoch die
Innovationshemmnisse gerade bei diesen Unternehmen stark zugenommen. Der Anteil der innovativen Unternehmen ohne FuE ist in diesem Zeitraum deutlich gesunken.
Die Innovationsförderung in Deutschland ist stark auf FuE-treibende Unternehmen und somit auf das FuE-intensive verarbeitende Gewerbe ausgerichtet. Daher bietet es sich für die
Wirtschaftspolitik an, flankierend zur FuE-Förderung auch Innovatoren ohne FuE stärker in den Blick zu nehmen. Maßnahmen zur finanziellen Förderung müssen bei diesen Unternehmen unterhalb der FuE-Schwelle, etwa bei den Ausgaben für Produktdesign und der Dienstleistungskonzeption ansetzen. Durch
Beratungsangebote können die Innovationskompetenzen verbessert werden, beispielsweise hinsichtlich der Anwendung entsprechender Managementpraktiken, der Arbeits-/Unternehmensorganisation oder grundlegender Methoden des Innovationsmanagements. Auch die
Linderung des Fachkräftemangels sowie die Forcierung von Weiterbildung stellen hierbei wichtige Ansatzpunkte dar. Last but not least können Maßnahmen zur Erhöhung der "Awareness" dazu beitragen, die Bedeutung von Innovationen und einer strategischen Ausrichtung stärker in den Unternehmen zu verankern.
Entsprechende Maßnahmen gelte es,
ergänzend zur FuE-Förderung zu etablieren; auf keinen Fall sollten sie zu deren Lasten gehen, schreiben die KfW-Forscher. Denn den FuE-Aktivitäten kommt eine zentrale Bedeutung zu. So bildet FuE die Grundlage für die Erforschung neuer und die Weiterentwicklung bestehender Technologien, um neue Wachstumspotenziale zu realisieren und traditionelle Stärken zu behaupten. In der von KfW Research durchgeführten Analyse zeigt sich die hohe Bedeutung von FuE daran, dass die für die deutsche exportorientierte Wirtschaft so wichtigen
international agierende Unternehmen ihre Innovationen in einem besonderen Maß auf
eigener FuE basieren.
Es gelte, die FuE-Aktivitäten weiter auszubauen, weil sich der internationale Innovationswettbewerb in den zurückliegenden Jahrzehnten intensiviert hat, Deutschland gerade bei der Erforschung und Erschließung neuer Technologien Schwächen aufweist und die
FuE-Ausgaben in der Wirtschaft insgesamt im Vergleich zur Bruttowertschöpfung vergleichsweise
niedrig ausfallen, schreiben die Wissenschaftler. Für die Stärkung der Innovationkraft sei es daher wichtig, sowohl in der Breite – und damit an den Unternehmen ohne FuE – sowie in der Spitze anzusetzen.
Erstellt von (Name) S.P. am 16.09.2025
Geändert: 16.09.2025 18:39:53
Autor:
S. P.
Quelle:
KfW Research
Bild:
Bildagentur PantherMedia / Michail Panagiotidis
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